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Sonia, ein Leben für das künstlerische Schaffen

    Ich habe sehr lebendige Erinnerungen daran, wie ich mich als Kind gern in der Werkstatt meines Vaters aufhielt. Es war ein einladender, warmer Ort und der Duft von Holz und Harz umhüllte mich vollständig.

    Was hat dich an seiner Werkstätte fasziniert?

    Es gefiel mir ganz besonders seine Arbeit zu beobachten und zu sehen, wie sein Stemmeisen das Material geformt hat. Mein Vater war schon immer Bildhauer. Er erzeugte einerseits Holzfiguren für andere, die sie dann weiterverkauften, anderseits entwarf er auch seine eigenen Modelle. Vor allem schuf er Schachfiguren: König, Dame, Läufer, Türme, Springer und Bauern. Es war ein wunderschöner Anblick und auch eine besondere Emotion: das Geräusch des Meißels auf dem Holz, die fallenden Späne, seine Ruhe und Konzentration. Für mich war das mein Zuhause.

    War es für dich also selbstverständlich, in die Fußstapfen deiner Familie zu treten?

    Das war es. Ich habe nie irgendwelche Zweifel gehabt. Ich mochte die Idee, etwas zu tun, das mit Kreativität verbunden war, aber gleichzeitig etwas Solides hatte. Ein bestimmtes Handwerk mit seinen eigenen Regeln zu erlernen und einer Tradition zu folgen, die es zu pflegen gilt, das fühlte ich, war mein Weg. Dann dachte ich, dieser Beruf würde mir auch helfen, Arbeit und Familienleben gut in Einklang zu bringen. Als ich heiratete und meine Töchter kamen, war es für mich beruhigend, meinen Arbeitsplatz zuhause zu haben.

    Sonia Demetz, Malerinnen in der Stube – pittrici nella stube – painters in the stube
    Sonia Demetz, Malerinnen in der Stube – pittrici nella stube – painters in the stube

    Wie sieht deine Werkstatt aus?

    Eigentlich arbeite ich hauptsächlich in der Stube, dem klassischen Wohnraum in Südtirol. Ganz in Holz getäfelt, war es traditionell der Raum, in dem sich alle versammelten, Männer, Frauen, Kinder und Großeltern. Heute lebt man kaum mehr in derartigen Großfamilien zusammen, aber auf jeden Fall ist die Stube der Raum, in dem man zusammen ist und oft auch arbeitet.

    Wie wird man Holzbildhauer oder Fassmaler?

    Beide sind geschützte Berufe in dem Sinne, dass es einen schulischen Lehrgang gibt. In Gröden haben wir eine Kunstschule, die eine Berufsschule und auch einen Gymnasialkurs vereint. Diese Schule spielt eine sehr wichtige Rolle für das ganze Tal. Sie wurde Ende des 19. Jahrhunderts gegründet und hat eine schnelle Entwicklung der alten Tradition auch im kommerziellen Sinne ermöglicht. Zur damaligen Zeit wurden hauptsächlich Altäre hergestellt, heute geht man zwar von dieser Tradition aus, ermöglicht aber verschiedene Richtungen und differenzierte Wege. Den Spuren meiner Mutter folgend, habe ich den Weg der Fassmalerei gewählt.

    Als du mit der Berufsschule fertig warst, hast du sofort angefangen zu arbeiten?

    Ja und nein, ich habe angefangen zu arbeiten, aber als Lehrling. Die Schule bringt dir die Grundlagen bei, aber dann musst du üben. Zuerst fühlte ich mich unsicher und alles erschien mir sehr schwierig, aber ich sammelte allmählich Erfahrung und festigte meine Fertigkeiten. Ich war 16, ich war ein Mädchen, das einen Beruf erlernte, zusammen mit anderen 25 Mädchen. Zeitgleich besuchte ich auch die Abendkurse, um nach drei Jahren mein Meisterbrief für Kunstmaler zu erhalten.

    Hast du sofort dein Unternehmen gegründet?

    Nein, in den ersten Jahren habe ich für einige kleine Unternehmen im Tal gearbeitet und die Holzfiguren für sie gemalt. Als ich heiratete, beschloss ich mich selbständig zu machen. Ich war 22 Jahre alt. Ich nahm auch Lehrlingsmädchen auf, die mir halfen und denen ich selbst das Handwerk beibringen konnte.

    Dann hast du dich entschieden: Jetzt bin ich bereit für…

    Ja, es kam der Moment, in dem ich mir vorgenommen habe, einen neuen Schritt zu tun, mit dem ich auch selbständiger sein könnte. Und so begann ich meine eigenen Modelle zu zeichnen und nicht nur die Figuren anderer zu dekorieren.

    Heute verkaufe ich fast nur noch von mir entworfene Figuren und Kunstgegenstände. Dies ist eine große Befriedigung, besonders wenn ich Menschen sehe, die sich freuen, eine meiner Kreationen mit nach Hause zu nehmen.

    Kurz gesagt, eine lange Reise …

    Aber es ist eine schöne Reise! Du wächst in einem Tal auf, das eine starke Tradition hat. Du hast die Möglichkeit, dank eines ausgereiften Lehrlingssystems die Technik in der Schule zu lernen. Du hast auch die Möglichkeit die Arbeit zu Hause auszuüben. Du musst nirgendwo anders hingehen. Du kannst dein Land, deine Heimat fördern, indem du die gemeinsame Tradition weiterführst … Und weißt du was wirklich schön für mich ist?

    Was denn?

    Wenn ich meine Kunden glücklich sehe, wenn ich das Gefühl habe, dass sie etwas von mir nach Hause mitnehmen, was Teil ihres Lebens sein wird. Dies spornt mich immer wieder von neuem an, weil es für mich eine große Freude ist, die „Früchte“ einer so starken Tradition auch anderswo zu verbreiten.

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